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SSRQ ZH NF I/1/3 175-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), by Michael Schaffner

Citation: SSRQ ZH NF I/1/3 175-1

License: CC BY-NC-SA

Mandat betreffend Ausweisung aller fremden Hausierer, Landfahrer und Krämer aus dem Zürcher Herrschaftsgebiet

1539 July 2.

Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich erneuern ihr Mandat bezüglich der fremden Hausierer, Landfahrer und Krämer, deren Wegweisung aus dem Zürcher Herrschaftsgebiet sie bereits in ihrem gedruckten Grossen Mandat verordnet hatten, um die Landbevölkerung vor Verschwendung und unnötigen Kosten zu bewahren. Da sie nun jedoch davon erfahren haben, dass diese Anordnung bisher nur ungenügend eingehalten wurde und die Bewohner der Landschaft den fremden Krämern teilweise sogar gegen Entrichtung einer jährlichen Abgabe die Dorfgerechtigkeit eingeräumt und weiterhin Waren von ihnen gekauft haben, erneuern sie hiermit ihr Mandat und erlauben den Meistern der Zunft zur Saffran, diese Urkunde allen Vögten und Amtleuten auf der Landschaft vorzuzeigen und die fremden Händler, wenn sie solche antreffen, zu vertreiben oder die Amtleute um deren Bestrafung und Wegweisung zu ersuchen. Die jährlichen Abgaben, die einige Dörfer von den fremden Händlern entgegengenommen haben, werden für ungültig erklärt. Von diesem Mandat nicht betroffen sind auswärtige Kleinhändler, die sich ordentlich in den Dörfern niedergelassen haben, den Vögten den Eid geleistet haben und die erforderlichen Abgaben entrichten. Diese dürfen ihr Gewerbe weiterhin betreiben. Die Urkunde wird der Zunft zur Saffran zur Verwahrung übergeben. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel der Stadt Zürich.

  • Shelfmark: StAZH W I 6.2.15
  • Date of origin: 1539 July 2
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 36.5 × 29.5 (Plica: 7.5 cm)
  • 1 seal:
    1. Stadt ZürichPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German
  • Edition
    • QZZG, Bd. 1, Nr. 326

Die Verordnungen gegen fremde Händler im Herrschaftsgebiet der Stadt ZürichPlace: intensivierten sich ab der Mitte des 16. Jahrhunderts. Wie aus dem vorliegenden Mandat hervorgeht, war ihre Durchschlagskraft aber vielfach nur begrenzt. Die Hintergründe für die Bemühungen der Obrigkeit lagen einerseits im Bestreben, die in der Zunft zur SaffranOrganisation: organisierten, einheimischen Krämer vor Konkurrenz zu schützen, andererseits aber auch in der prominent von der ZürcherPlace: Pfarrerschaft vertretenen Kritik an einem als Verschwendung angesehenen Konsumverhalten, das sich auch in der zeitgenössischen Almosengesetzgebung und ihren Massnahmen gegen fremde Bettler und Landstreicher niederschlug (Bächtold 1982, S. 241).

Zur Zunft zur SaffranOrganisation: vgl. deren Zunftbrief des Jahres 1490 (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 47).

Edition Text


Wir, burgermeyster unnd rath der statt ZürichPlace: Organisation: , embiettend allen unnseren ober- unnd unndervögten, richtern,
weybeln, amptlüthen unnd geschwornnen inn unnseren herrschafften, lannden, gerichten unnd gepietten allennthalben gesëßen unnd wonhafft, denen diser unnser brief fürkompt, unnseren gruͦss, geneygten unnd gnëdigen willen unnd
alles guͦts zuͦvor unnd darby zuͦvernemmen, wiewol wir verrugkter jaren inn unnserem trugkten großen mandat1 zuͦ wolfart, frommen unnd nutz gemeyner unnser lanndtschafft, damit vil unnützer, überflüssiger kostligkëyt, hoffart
unnd üppigkëyt, das alles zuͦ verderbung dess gemeynen, armmen mans reycht, abgestellt, ouch dem gmeynen volgk vil guͦts
unnd gëlts (das alles an unnütze, unnotwändige märtzlery, so die frömbden krämer unnd lanndtfarer alleyn uff ein schyn und
betrug, meer dann vor ye gsëchen unnd brucht worden, inn dise lannd fuͤrend, verwënndt wirt) erspart werden unnd wir alle
destbas by huss belyben unnd die eltteren ire kynd inn rëchter, eerlicher, nutzlicher unnd husslicher kleydung, verwaltung unnd
ordnung beheben möchten, gar getrüwer unnd vätterlicher meynung, uff begär der [al]Damage through fold, restored by analogyaten ab der lanndtschafft, sölliche grischenneyger, husierer, lanndtfarer unnd frömbde krämer, tütsch unnd wëltsch, uss unnd von unnserer lanndtschafft unnd oberkëyt
verwisen unnd inen by verlierung irer hab unnd kraams verbotten, nit meer inn unnseren herrschafften, gerichten ald gebietten, heymlich noch offennlich, veyl zehaben ald ire kräm wäder inn hüseren noch sunst uffzethuͦn, sunder stragks durchziechen unnd unns ungesumpt zelassen, kompt unns doch für, das söllichem nit geläpt, sunder inen ettwa durch dfynnger gesëchen unnd nammlich ettwa ze jarDuration: 1 year ein gëltli inn ettlichen flëgken alss für dess dorffs gerëchtigkeyt von inen genommen unnd
darby wider unnser eerbar ansëchen feyl zehaben unnd ir märtzlery zetryben vergonnt unnd erloupt werde, das unns
billich beduret.
Unnd habend darumb, den unnseren eyner frommen lanndtschafft zuͦ eeren unnd ze guͦttem gedacht, unnser
mandat der frömbden krämeren halb alles synes innhalts unnd vermögens ernüweret, bestättet unnd zuͦ crefften bekennth,
ouch zuͦ meerer hanndthabung dessselben, den erbaren meystern von der krämer zunfftOrganisation: vergonnt unnd erloupt, das sy disen
brief unnseren vögten unnd amptlüthen yetz unnd hernach, so digkest es not wirt, anzoygen unnd wo sy gemëlter lanndtfareren, husiereren unnd frömbden krämmeren, was waar ald hanndtierung sy joch yemer trybend ald fuͤrend, innen werden
unnd die inn unnseren herrschafften unnd lanndtschafften beträtten unnd erfaren, das sy dann dieselben durch gepott
unnd gwaltsammi, ouch mit wüssen unnserer vögten unnd amptlüthen, wol anfallen, uff unnd hynweg tryben unnd die
amptlüth umb straaff unnd abwysung söllicher krämeren, ouch umb schutz unnd schirm diser unnser erkanntnuss anruͤffen unnd sy nyenan getulden söllind unnd mögind. Wir wellend ouch söllichen schillingCurrency: 1 shilling oder das gëltli, das man
inen unnder eym schyn einer dorffsgerëchtigkeyt abnimpt, hiemit gënntzlich aberkennth haben, das nyemand, wër joch
der syge, söllichen schillingCurrency: 1 shilling unnderstande zenemmen unnd wider diss unnser gepot nützit zehanndlen ald zeerlouben.
Doch
hierinn lutter vorbehalten, ob sich ettwa eyner oder meer inn unnd uff unnser lanndtschafft hußhäblich nidergelassen
hetten ald fürer niderlassen, die dorffs gerëchtigkeyt erkoufft, ir eygen füwr unnd rouch den vögten geschworen hetten unnd
alss anndere unnsere underthanen mit iren dorffsgnossen stüren unnd brüchen, lieb unnd leyd lyden wurdent, das die hierinn nit vergriffen sin, sunder fuͦg unnd gwalt haben söllend, ire krämli zuͦbeschynen unnd zuͦbewärben unnd sich zuͦbetragen, wie annder biderblüth, von meysteren den crämerenOrganisation: unnd sunst mengklichem daran unverhyndert, all gefärd vermitten.
Inn urkund diss brieffs, den wir gedachter krämer zunfftOrganisation: mit unnser statt angehengktem secret insigel verwaret gëben hand, des nëchsten mittwuchs nach sanct PeterPerson: unnd PaulsPerson: Organisation: tag, nach Cristi gepurt gezelt tusent fünffhundert
dryssig unnd nün jare.
Date of origin: 2.7.1539
[fol. v]Page break
[Dorsal notation on the reverse side:]
Mandat
von wegen die fremden kremer
unnd landfareren
[Dorsal notation on the reverse side in a later hand:]
Actum SAbbreviation PeterPerson: und PaulPerson: Organisation: aoanno 1539Date of origin: 29.6.1539

Notes

  1. Damage through fold, restored by analogy.
  1. Gemeint ist das Grosse Mandat des Jahres 1530 (SSRQ ZH NF I/1/11, Nr. 9).