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SSRQ ZH NF I/1/11 14-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 11: Gedruckte Mandate für Stadt und/oder Landschaft Zürich, by Sandra Reisinger

Citation: SSRQ ZH NF I/1/11 14-1

License: CC BY-NC-SA

Mandat der Stadt Zürich betreffend Schiessveranstaltungen auf der Landschaft

1601 January 5.

Bürgermeister, Kleiner und Grosser Rat der Stadt Zürich erlassen ein umfassendes Mandat für das Schützenwesen in ihrem Herrschaftsgebiet. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass die älteren Ordnungen bisher nur mangelhaft eingehalten wurden. Das Mandat regelt die Finanzierung von Schützenpreisen seitens der Obrigkeit, die Erstellung von Teilnehmerlisten der Schiessübungen durch die Schützenmeister, die Beglaubigung der Listen durch die Vögte sowie die Ausgabe der Schützenpreise durch die Säckelmeister der Stadt Zürich (1); die zulässige Beschaffenheit und die Ausmasse der Schusswaffen sowie die Bestrafung des Einsatzes vorschriftswidriger Waffen (2); die Verpflichtung der Schützen zum Besitz eines eigenen Gewehres, mit Sonderbestimmungen für Familien mit zwei oder mehr noch im elterlichen Haushalt wohnenden Söhnen (3); die alljährliche Verlesung des vorliegenden Mandats anlässlich des ersten Schiesstags im Frühling, Wahl und Gelöbnis der Schützenmeister, Dreierherren und Zeiger sowie die Rechnungslegung des Schützenmeisters gegenüber dem Ober- oder Untervogt im Herbst (4); den jährlichen Beginn der Schiessveranstaltungen am ersten Sonntag des Monats April, die Beschaffenheit der Zielscheiben und die Schussdistanz sowie Tageszeit und Ablauf der Schiessübungen einschliesslich der Unterweisung neuer Schützen (5); die Mindestanzahl der teilnehmenden Schützen bei Preisschiessen sowie die Bedingungen zur Erlangung der Schützenpreise (6); die Entrichtung von Teilnahmegebühren, die Sanktionierung von Betrugsversuchen sowie die Wertung von abgelenkten Schüssen (7); die Durchführung des Stechens bei zwei oder mehr punktgleichen Schützen, die Gleichstellung von Stadtbürgern und Landbewohnern bei der Verteilung der Preise sowie die Wertung von auswärtigen Gästen (8); den Umgang mit Schützenpreisen, die von Hochzeitsgesellschaften gestellt werden (9); die Beendigung der Schiessveranstaltungen um 5 Uhr abends (10); die Überprüfung der Waffen bei jeder Schiessveranstaltung (11); die Sanktionierung von Schlaghändeln, Beleidigungen und weiteren Verstössen (12).

Für das vorliegende Mandat hat sich ein Entwurf (inklusive Anordnung der Drucklegung) erhalten (StAZH A 39.2, Nr. 12). In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert bemühte sich die ZürcherPlace: Obrigkeit verstärkt um die Förderung des Schützenwesens in ihrem Gebiet. Dies geschah vor dem Hintergrund der steigenden Bedeutung der Feuerwaffen für die Kriegsführung. In diesem Zusammenhang entstanden mehrere handschriftliche Schützenordnungen für Stadt und Landschaft, die Angaben betreffend Beschaffenheit der Gewehre, Durchführung der Schiessübungen sowie die obrigkeitlich finanzierten Schützenpreise (Hosen, Barchenttücher und Wämser) enthielten (vgl. exemplarisch StAZH A 39.1, Nr. 113). Die Mitteilung der Ordnung des Jahres 1585 an die Landvögte enthält zudem eine Auflistung sämtlicher Schiessplätze auf der Landschaft (StAZH A 39.1, Nr. 114).

Zu einschneidenden Umstellungen im ZürcherPlace: Wehrwesen kam es in der Zeit des Dreissigjährigen Kriegs durch die Aufgabe der überkommenen Truppeneinteilung, die sich an den mittelalterlichen Herrschaftsstrukturen orientiert hatte, zugunsten eines von territorial-strategischen Gesichtspunkten bestimmten Systems mit der Einrichtung von insgesamt zehn über das gesamte zürcherischePlace: Herrschaftsgebiet verteilten Militärquartieren (Sigg 1996, S. 351; Peter 1907, S. 31-81). Diese neuen Waffenplätze wurden ergänzt durch den Ausbau des Systems der Hochwachten, das im Notfall eine beschleunigte Alarmierung erlaubte.

Impulse für die Entwicklung einer neuen Militärstrategie kamen in dieser Zeit aus der Kartographie und der Ingenieurskunst, wovon namentlich die Karten Hans Conrad GygersPerson: zeugen (vgl. dazu exemplarisch GygersPerson: Karte der Hochwachten und Militärquartiere im ZürcherPlace: Gebiet, StAZH PLAN O 113). Auf den Militärquartieren waren sogenannte Trüllmeister für die Musterung der Wehrpflichtigen sowie die Schiessübungen zuständig (vgl. die Instruktion für die Trüllmeister des Jahres 1770, SSRQ ZH NF I/1/11 65-1, sowie die Schützenordnung für die Landmiliz des Jahres 1797, SSRQ ZH NF I/1/11 103-1). Illustrativ für die Mobilisierung der Landbevölkerung und das System der Militärquartiere und Hochwachten ist das anlässlich der in EuropaPlace: herrschenden Kriegslage 1743 erlassene Mandat betreffend Verhalten der Freikompanien des Landpiquets (SSRQ ZH NF I/1/11 56-1). Die Exerzier- und Zugordnungen des 17. und 18. Jahrhunderts zeugen vom Einfluss der niederländischenPlace: und französischenPlace: Kriegstechnik auf das zürcherischePlace: Wehrwesen (vgl. die Zug- und Wachtordnung des Jahres 1706, SSRQ ZH NF I/1/11 36-1, sowie Sigg 1996, S. 352-354; 358-361).

Zum vorliegenden Mandat vgl. Peter 1907, S. 9; zu GygerPerson: vgl. HLS, Hans Conrad Gyger; allgemein zum frühneuzeitlichen Wehrwesen ZürichsPlace: Sigg 1996, S. 350-363; Peter 1907.

Edition Text


Ordnungen unnd ansehen
Unserer Gnedigen Herren Burgermeister /
klein und grossen Raͤthen der Statt ZürychPlace:
Organisation:
. Wie unnd
wellicher gstalt allenthalben uff Irer Landschafft /
umb Ir unserer Gnedigen Herren Gaaben
mit der Büchß geschossen. Und wie es
uff den Zillstatten zuͦgahn und gehalten werden soͤlle. Uß den
alten und nüwen Ordnungen kurtz zesamen gezogen

Woodcut
M. DC. I.Date: 1601 ()
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Als Unser Gnedig Herren von
ZürychPlace: angelanget / Daß die Ordnungen so sy nun etliche Jar har / zuͦ abstellung
allerley yngerißner mißbrüchen / under den
Büchssenschützen uff Irer Landtschafft gemachet / von etlichen nit / wie es aber Ir unserer gnedigen Herren meinung und gefallen
gsyn / verstanden / und uff etlichen Zillstatten
eben schlaͤchtlich gehalten / unnd also der groß kosten / den unser gnedig Herren bißhar mit ußgaͤbung der Gaaben und in ander waͤg / zuͦ
pflantzung der Schützen / anwaͤndend / an etlichen orten übel angelegt / und unordenlich geschossen werde. Sind wolgemelt unser gnedig Herren verursachet worden / alle Ire vorgemachten Ordnungen
besichtigen zelassen / unnd nach eigentlicher erwaͤgung gestaltsame der
sachen und zyt / und sonderlich was gemeinem Vatterland zuͦ nutz und
guͦtem dienen moͤge / Ouch umb ufnung unnd mehrung willen der
Schützen / damit sy im fal der not dest stattlicher gerüst / verfaßt und
versaͤhen sygind. Haben bemelt unser gnedig Herren ein allgmeine
durgehnde Ordnung gemacht / unnd woͤllend daß die allenthalben
von den Iren styff gehalten / dero gelaͤbt unnd nachkommen werden
sölle. Und wyßt die selbig von einem Artickel zuͦ dem andern also:

Fürs Erst / Damit die Schützen uff unserer gnedigen Herren
Landtschafft / unserer Herren freygaͤbig und guͦtwillig gemuͤt saͤhind
und gspürind / und mengklich zum schiessen dest mehr lusts / liebe und
begird überkomme / So woͤllend Sy uß sonderen gnaden inen allwegen JaͤrlichRepeated duration: 1 year uff zwentzigAmount: 20 Schützen drü stuckUndefined measure/weight: 3 pieces Barchet / Item uff
dryssigAmount: 30 viereUndefined measure/weight: 4 pieces : Deß glychen uff viertzigAmount: 40 Schützen fünff stuckUndefined measure/weight: 5 pieces Barchet
tuͤcher / unnd also uß unnd uß / so vil uff einer jeden Zillstatt / so unser
gnedig Herren geordnet und bewilliget / Schützen syn werdend / wie
von alter und bißhar / luth nachvolgender Ordnung / zuͦverschiessen
zuͦstellen lassen:
Doch mit dem heitern geding / daß ein jeder Schützenmeister uff unserer gnedigen Herren Landtschafft / zuͦ fürkhommung allerley gfahren und mißthruwens / by sinem Eyd alle SonnRepeated duration: 1 week /
Schießtag / die Schützen welliche umb unserer gnedigen Herren
Gaab schüssend / unnd zevorderist den so bemelter unserer gnedigen
Herren Gaab gewunnen / und volgents ouch die anderen all von [fol. 2v]Page break
nammen zuͦ nammen / flyssig und eigentlich inn ein Rodel ufzeichnen.
Demnach zuͦ ußgang schiessens / gemelten Schützenrodel sinem Obervogt zuͦstellen / unnd inne bitten / denselben zeunderschryben / und
so der Schützenrodel ordenlich gestelt / und vom Obervogt underschriben ist /
Dannenthin ein Schützenmeister / ald wellichem sonst
das jedes mals bevolhen wirt / zuͦ der zyt als bißhar im Jar brüchig
gwesen / by unserer gnedigen Herren Seckelmeister / die Barchet tuͤcher reichen / soͤmlichen Schützenrodel dem Herren Seckelmeister zuͦ
vorderist überliferen: Ist dann derselbig vom Obervogt underschriben / so soll und wirt ein Herr Seckelmeister nit nun die Barchet tuͤcher nach der ordnung geben / sonder auch den Schützenmeister umb
das geordnet Bulfergaͤlt / ja denen so uff die gewonlichen Schießtag umb unserer gnedigen Herren Gaab nach diser gestelten Ordnung geschossen habent / unnd uff dieselb Zillstatt gehoͤrent / abfertigen: So aber der Schützenrodel / nit als vorgemelt underschriben
were / dem selben wirt man weder die Barchettuͤcher / noch das Bulfergaͤlt geben / so lang biß das der Schützenrodel vom Obervogt
underschriben ist.

Zum Andern / Soll ein jedes Ror oder Reyßbüchs ohn den
Schafft / nit lenger dann vier WeckschuͦLength: 4 shoes / und die kürtzisten nit minder dann dritthalben WerckschuͦLength: 2.5 shoes lang syn: Doch wann etwan ungefahrlich ein Ror umb ein halben ZollLength: 0.5 inch lenger dann vier WerckschuͦLength: 4 shoes
were / einer damit nit gfahret werden / So soll auch ein jedes Ror
das Absehen dem Zündloch glych staan haben.

Deßglychen soͤllend ouch alle Ror nit scherpffer dann mit dem
graden zug mit dem schmirgel gezogen / und weder der gerissen / gestrupt / noch krumb zug nit mehr gebrucht werden. Wellicher aber
darwider handlete / unnd inn einse Büchß soͤllicher verbottner zug
funden wurde / der soll unseren gnedigen Herren fünff unnd zwentzig GuldinCurrency: 25 guilders zebuͦß / und der Gesellschafft allen sinen Schießzüg verfallen syn.

So und wann aber einer einen Büchsenschmid den krumben louff
suber uß einem Büchsenror thuͦn / unnd den graden zug darynzühen
geheissen / unnd aber der Büchsenschmid sölliches nit geflissen gethan
hette / unnd der ander dardurch zuͦ straaff unnd kosten keme / So sol [fol. 3r]Page break
demselbigen sin Recht und ansprach an den Büchssenschmid darumbe vorbehalten syn.

Glycher gstalt soͤllend auch nit nun die Büchssenschmid / sonder
ouch alle andere so den krumben Louff ald gerißnen Zug also verbottner wyß in die Büchssen machen wurdint / ein jeder ouch fünff unnd
zwentzig Guldin
Currency: 25 guilders
unseren gnedigen Herren zuͦ straaff verfallen syn / so
vil und dick man soͤlliches hinder einem findt.

Es soll ein jeder Schütz sinen Schafft dermassen gerüst haben /
daß er den Ladstaͤcken daruff staͤcken haben koͤnne / Deßglychen den
Schafft nit so lang oder also machen lassen / daß er denselben im
schiessen ansetzen muͤsse ald khoͤnne.

Es söllend ouch alle Schützen ire schloß an iren Büchssen mit gespaltnen Hanen oder Schnapperen / die sich durch den trückel in die
pfannen ald tigel zühind / unnd darzuͦ man den zündstrick oder führseyl bruche / ohn allen vorteil haben.

Woveer unnd aber ein Schütz mit einer Büchß so ein zwifach
schloß / das sich staͤchen liesse / hette / schiesen / und zum abtrucken das
züngli bruchen woͤlte / das mag ein jeder wol thuͦn / doch das nach
dem abtrucken soͤllicher Schnapper widerumb für sich selbs hindersich uff sin statt / als namlich nit minder dann zween zollLength: 2 inchs wyt vom tigel schnelle und falle.

Deßglychen wann ein Schütz ein Büchß mit einem führschloß
hette / sol demselben erloubt syn / daß er das fürschloß bruchen / unnd
darmit schiessen moͤge / doch dergstalt / Das einer by und nebent dem
führschloß an siner Büchß auch einen gespaltnen Hanen oder Schnapper / der glycher gstalt von im selbs widerumb hindersich schnelle /
haben soͤlle / Darzuͦ einen zündstrick / aber ohne brand / ouch by ime
tragen / den er / wann er das führschloß nit bruchen koͤndte / mit eines
Schützenmeisters erlouben wol anzünden moͤgen / unnd als dann
uff den anderen weg gerüstet / mit dem Hanen und Führseyl schiessen khoͤnne.

Es oll auch ein jeder Schütz so umb unserer gnedigen Herren [fol. 3v]Page break
Gaab nach diser Ordnung schiessen will / sin eigne Büchß und dheine gmein haben / Ouch mit derselbigen bemelten unseren gnedigen
Herren uff Ir erforderen / zuͦ schimpff und ernst gespannen stahn / im
werde dann ein ander Wehr zetragen erloubt.

Jedoch wo ein Vatter in siner Hußhaltung zweenAmount: 2 / drygAmount: 3 oder
mehr Soͤhn / und aber eben ein Zillbüchß hette / und dieselbigen Soͤhn
mit ime dem Vatter noch unvertheilt Hussetind / sol inen zuͦgelassen
syn / daß sy uff die gwonlichen Schießtag / gmeinlich mit einer Zillbüchß / nach diser Ordnung schiessen moͤgind / Doch mit dem anhang /
daß ein jeder derselben / nebent diser irer gmeinen Zillbüchß / sin eigne
Reyßbüchß ouch haben.

Ferner so soll gmeinen Schützen / Jungen und Alten / uff jeder Zillstatt uff unserer gnedigen Herren Landtschafft / allwegen im FruͤlingDuration: spring ehe das schiessen angadt / disere Ordnungen allerdingen vorgelesen werden / Dannenthin sy die Schützen gmeinlich / kheine ußgenommen / inn by syn eines Ober ald Undervogts / einen Schützenmeister
und drygAmount: 3 Mann zuͦ ime / deßglychen einen Zeiger nemmen unnd erwellen / Da dann bemelte / der Schützenmeister unnd die Dryger / gedachtem Ober ald Undervogt / an Eydtsstatt anloben / unnd gmeinen Schießgsellen ir thrüw geben / dise vor und nachgeschribne stuck
wahr unnd stedt zuͦhalten und zevolfuͤhren / an einem als an dem andern / nach irem vermoͤgen / ohn alle geverd. Und wann das Schiessen zuͦ Herbst ußgadt / so soll dann der Schützenmeister unnd die
Dryger dem Ober ald Undervogt und gemeinen Schießgsellen rechnung zegeben schuldig syn.

Deßglychen soll ouch ein jeder erwelter Zeiger dem Schützenmeister vor gmeinen Schießgsellen anloben / uff jedem gewonlichen
Schieß SonntagDuration: Sunday als andern Schießtagen / der schyben und schützen
flyssig acht zehaben unnd zewarten / unnd im zeigen khein gfahr zebruchen.

Nach soͤllichem soll als dann das Schiessen JaͤrlichRepeated duration: 1 year an jeder Zillstatt uff unserer gnedigen Herren Landtschafft / ungefahr uff den ersten SonntagDuration: Sunday im AprellenDate: April angahn / unnd volgender gstalt gebrucht
werden.
[fol. 4r]Page break

Namblich / Daß ein jeder Schütz / zevor und ehe er anfacht schiessen / bey verlierung deß schutzes / den Toppel leggen / unnd soll nach
dem es viereTime: 16:00 geschlagen / kheinem der Toppel mehr abgenommen
werden.

Uß söllichem Toppel soll als dann zuͦvorderst der uncosten
nach zimlichkeit bezalt / und dann uß dem übrigen Gaaben gemacht
werden. Da umb söllichen uncosten / jeder Schützenmeister / sampt
den Drygen / rechnung zegeben schuldig syn soͤllen / so es die nothurfft
erforderet.

Demnach so soll alle SonntagDuration: Sunday oder gewonlichen Schießtag /
umb vier ellenLength: 4 cubits Barchet / drygAmount: 3 schütz Inn und durch ein fryg schwaͤbende schyben / die zween zwerch fingerLength: 2 fingers dick / unnd funffthalb werckschuͦLength: 4.5 shoes breit syn / ouch zwo elnbogenLength: 2 cubits och ob dem herd hangend / geschossen werden / Es were dann sach / das einen lysten / nagel oder
est doran verhinderten / unnd soll der stand zuͦ soͤllichem schiessen nit
minder dann zweyhundert zimlicher schrittArea: 200 steps wyt von der schyben
syn.

So soll man ouch die schyben erst nach der Kinderpredig / unnd
vor den zwoͤlffenTime nit uf hencken / jedoch das dieselbig vor dem es einsNot after: 13:00
schlacht hange.

Unnd wellicher also / es syge an SonntagDuration: Sunday ald andern gewonlichen Schießtagen / mit einem gespaltnen Hanen oder Schnapper /
ald mit einem führschloß (darby dann auch ein gespaltner Hanen
ald Schnapper / als vorstadt / syn soll) schiessen will / der soll allein
den ersten schutz im Schützenhuß nach siner glegenheit laden / volgents denselben / wie ouch die anderen schütz all / aber ungewüscht /
einanderen nach thuͦn / unnd weder in das Schützenhuß noch anderschwo hin zum trunck ald anderen sachen / nit khommen noch
abtraͤtten / er habe dann sine schütz allein anderen nach vollbracht /
unnd syge aller dingen fertig worden / unnd der so den Schnapperhanen hatt / soll sin Zündstrick ungeloͤscht haben und behalten biß
er sine schütz wie jetzt gehoͤrt / all gethan hatt.
[fol. 4v]Page break

Er soll auch die ladung an der flaͤschen oder horn / ald sonst wie
die uff die Büchß dienet / haben / Also das er nit erst uß dem horn inn
die ladung / unnd volgents das bulffer in die Büchß schütten muͤsse /
sonder inn dem allem dermassen gefasset syn / als es die nothurfft zur
Reyß unnd dem ernst erforderet / und er im fal der noth sich derselben
gebruchen soll und will.

Deßglychen soll ein jeder Schütz den stein von fryger hand mit
dem Ladstaͤcken uff das bulfer stossen / und sonst mit dem selben gar
nienen anstossen / oder einiche hilff mit anstellung der Büchß bruchen.

Item es soll dheiner dem anderen sein Büchß fürleggen / sonder
sich ein jeder der Ordnung beflyssen / Doch daß ein Schützenmeister
gwalt haben / syn Büchß fürzeleggen / unnd einem der ehehaffte notwendige gschaͤfft ußzerichten hette / ouch fürzeleggen erlouben / wie
von alter har brüchig gewesen / So aber einer / wann das schiessen
an Ime ist / nit da were / moͤge der nechst uff Inn / deßglychen so er underzwüschent nit keme / der ander unnd dritt / so lang biß er kompt /
schiessen / Unnd wellicher über das unnd ohn erlouben sein Büchß
fürleite / der soͤlle zween SchillingCurrency: 2 shillings zuͦ buͦß verfallen syn / unnd
ihme khein schutz mehr geschuben werden / biß er die buͦß bezalt
hatt.

Es soll auch ein jeder Schütz ohne einiche vortheilige an ald uflegung oder ansetzung der Büchß / sonder mit fryg schwaͤbendem
arm schiessen / Unnd wellichem syn Büchß zum drittenAmount: 3 mal verseit /
oder einer zum drittenAmount: 3 mal absatzte / der soll seinen schutz verloren
haben.

Woveer unnd aber ein Junger / der darvor nie zum Zill geschossen / uff einer Zillstatt schiessen woͤlte / und Ime im stand oder sonst
hilff manglete / demselben mag man wol einAmount: 1 mal oder drüAmount: 3 zehilff kommen / Also daß man einen soͤllichen neüwen Schützen / ein SonntagDuration: Sunday
ald vierAmount: 4 nit gfahren soͤlle.

Unnd uff wedern waͤg / es syge mit dem Schnapper ald Führ[fol. 5r]Page breakschloß einer schießt / so soll er sein lang syten Wehr an der syten hangen
haben / und also sine schütz thuͦn.

Wann ouch der stand ler ist / so soll ein Schützenmeister oder Dryger den andern / demnach den drittenAmount: 3 schutz heissen anfahen / Und wellicher sich dann versumpt / der sol den schutz verloren haben / es wurde dann einem erloubt.

Item es soͤllend allwegen weniger nit dann zehnAmount: 10 / unnd minder
nit / umb unserer gnedigen Herren Gaab schiessen / und were der Schützenmeister oder Dryger keiner da / So soͤllen unnd moͤgen die gmeinen Schießgsellen einen under Inen erkiesen / der sy bedunckt nütz syn /
ohne geverd / Der soll dann alle ding versehen uff den tag als ob ein
Schützenmeister oder der Dryger darby were / und soll Ime darinn
getruwt werden / Wo das übersehen wurde / so soll der Barchet wider gmeinen Gsellen werden und verfallen syn.

Es soll ouch khein Schütz an einem tagDuration: 1 day mehr nit dann uff einer
Zillstatt schiessen / by verlierung der Gaab.

Wellicher einen schutz Inn oder durch die schyben troffen hat / der
soll den von stundan dem Schryber angeben / Dann wo einer darüber noch einen schutz thete / soll Ime der vorgehnd nit mehr gelten
noch geschriben werden.

Und wellicher unserer gnedigen Herren Gaab gewünnt / der soll
uff das minst desselben SommersDuration: summer uff derselben Zillstatt vierAmount: 4 gwonlich Schießtag geschossen haben / sonst man ime die Gaab zegeben nit
schuldig syn.

Es soll ouch kheiner uff einem gewonlichen Schießtag / nach dem
man die schyben zum gmeinen schiessen ufgehenckt hatt / einen versuͦch
schutz zethuͦn nit gwalt haben.

Und ob etliche junge Gesellen / umb vermelter unserer gnedigen
Herren Gaab zeschiessen / unnd aber zuͦvermydung kostens / nit inn [fol. 5v]Page break
die Abentürten zesitzen gesinnet weren / daß einem jeden dasselbig
fryg zuͦgelassen syn / Also daß er umb die Gaaben / so er den gebürenden Toppel gelegt / nach luth diser Ordnung schiessen moͤge / unangesehen ob er in der Abentürten syn woͤlle oder nit. Doch wellicher
nit zeeren woͤlte / daß derselbig vier hallerCurrency: 4 hallers an den uncosten so mit
dem Zeiger / schyben unnd sonst ufgadt / uff jedem Schießtag geben
soͤlle.

Wellicher einicherley faltsch bruchte / der uff grossen freyen Schiesseten verbotten ist / der soll dryg SchillingCurrency: 3 shillings zuͦ buͦß geben / und darzuͦ
sin Schießzüg den Gsellen uff ir gnad verfallen syn.

Es sol auch ein jeder so desselben Jars nie uff der Zillstatt geschossen hat / den Gastschilling geben / darnach ist Ime umb unserer gnedigen Herren Gaab nach diser Ordnung / zeschiessen erloubt.

Alle die Inn und durch die schyben schiessent / als vorgemelt ist /
hept jeder ein schutz / Es were dann das einer in seinem abschiessen
schuͤrpfte / oder ützit beruͤrte / damit die kugel gehindert wurd / unnd
ohne geverd in die schyben gieng. Unnd wenn zweenAmount: 2 erbar Mann
das sehend und sagend / so soll derselb schutz im nit gerechnet werden.
Es sol auch ein jeder der ein schurpffschutz gesicht / den melden / unnd
zeigen by siner thrüw / Wo das nit beschehe / unnd sich das wahrlich
erfunde / So sol der selbig so dick ers verschwygt / ein SchillingCurrency: 1 shilling zebuͦß geben / ohne gnad.

Wenn ouch zweenAmount: 2 / drygAmount: 3 / oder mehr / glych vil schütz habend / so
soͤllent dann die selben einen stichschutz thuͦn / mit ein anderen / unnd
je dem nechsten deß nagels daran die schyben hanget / das best gegeben werden.

Wann ouch Gsellen mit ein andern zestich schützen khommen / so soͤllent der vorgemelten Dryger einer / mit einem von den gmeinen Schützen zuͦ der schyben gaan / und die schütz schryben und zeichnen / und dem
nechsten das best geben getrüwlich unnd ungfahrlich. Es were dann
das es ir einen oder mehr antreffe / oder daß sy etwas zuͦversehen hetten / [fol. 6r]Page break
so moͤgen sy ander an ir statt darzuͦ geben / die das verrichtind / denselben soll darumb gegloubt werden / by der erstgemelten Buͦß: Es
soll auch dheiner hinuß zuͦ dem Zeiger gaan / er syge dann ein Dryger /
oder es syge ime von Inen erloubt / ouch by der Buͦß.

Und diewyl man die Schützen ab der Landtschafft / so die uff unserer gnedigen Herren Zillstatt khommend / mit den Gaaben wie Burger haltet / So woͤllent bemelt unser gnedig Herren / wann ire Burger daussen uff der Landtschafft schiessend / daß sy nit für Gest / sonders aller wyß unnd maaß / wie die usseren allhie uff der Zillstatt
am PlatzPlace: 1 im schiessen und gwünnen geacht / und also ein theil wie der
ander gehalten werden.
Glycher gstalt soͤllent auch die uff der Landtschafft / wo sy uff iren
Zillstatten zuͦsamen khommen / einandern im schiessen und gwünnen /
wie gegen inen uff vermelter unserer gnedigen Herren Zillstatt gebrucht wirt / halten / und einandern nit als Gest achten.

Und ob ein Gast umb das Wambist schusse / und mehr schütz trefe dann ein heimbscher / so mag er den Schürletz fryg gewünnen. Ob
er aber mit andern darumb zestich keme / so mag einer der den Schürletz vorgewunnen / dem Gast denselben abstaͤchen / ob er darzuͦ kompt /
und soll dann das Schürtletztuͦch widerumb gmeinen Schießgsellen
werden / und soll man ime fünff SchillingCurrency: 5 shillings uß der Büchß geben. Fuͦgte sich aber daß der heimbschen einer so den Schürletz vor gewunnen / mehr schütz hette dann der Gast unnd sonst die meisten / so soll
dann der Gast und die anderen so glych vil schütz habend / mit einanderen staͤchen / und schüßt der Gast neher dann die anderen / so soll der
mit den mehren schützen den Gsellen den Schürletz gewünnen als ob
stadt. Schusse aber diser einen so mit dem Gast staͤchend / neher dann
der Gast / so soll derselb den Schürletz gewünnen / ob er denselben vor
nit gewunnen hatt.

Unnd wellicher den Schürletz gewünnt / der soll den nechsten
SonntagDuration: Sunday daruf nit schiessen / Es were dann daß ein Gast schusse /
so moͤcht er schiessen / doch kheinem heimbschen schaden / An dem
anderen SonntagDuration: Sunday mag er wol wider schiessen / aber den Schürletz volgendts an siner Zillstatt desselben JarsDuration: 1 year nit mehr gwün[fol. 6v]Page breaknen / Unnd das darumb / daß ander Gsellen die lernent unnd nit vil
koͤnnent / auch darzuͦ kommen moͤgind.

Hieby aber ist luther abgestrickt / daß sy die Schützen fürhin nit
mehr gwalt haben soͤllind / uß soͤllichen unserer gnedigen Herren
Gaaben ald Barchet tuͤcheren fryge Gaaben zemachen: Es were
dann sach / daß die jhenigen so umb die Gaab zestich kemind / der
Staͤchschyben zum dritten mal feltind / ald es den froͤmbden abstechend / als dann erst soͤlliche Gaab gmeinen Schützen zeverschiessen
fryg genennt werden.

Wo aber innert dem zirck einer Zillstatt / ein Hochzyt were / unnd
gmeine Schießgsellen sich mit einanderen vereinbareten / nebent den
inen verehrten Gaaben / unserer gnedigen Herren Gaab / an demselben ort / alda die Hochzyt ist / ouch zeverschiessen / soll inen dasselbig
zuͦgelassen syn / Doch soͤllend sy eins tagsDuration: 1 day an: und ußschiessen / Und
in soͤllichem fal / wann sy also zwoAmount: 2 / namblich unserer gnedigen Herren / und ein verehrte Gaab mit einanderen zeverschiessen habent. So
soll der jenig so der nechst oder vorderist ist / und in beide Gaaben getoplet hatt / d’wal und gwalt haben / unserer gnedigen Herren / oder
die verehret Gaab zenemmen / wann er bemelter unserer gnedigen Herren Gaab darvor nit gewunnen hatt.

Item so soll man abents umb fünff uhrenTime: 17:00 absaͤnden / Glych wie es
uff der Zillstatt der Statt ZürychPlace: ouch also gebrucht wirt.


Prob der Büchssen


Wiewol uff etlichen Zillstatten bißhar die Ror / wann man die
ußgeschlagen / allein bym oug beschouwet / unnd probiert worden /
Diewyl man aber den krumben / gerißnen unnd gestrubten Zug so
rein unnd gfahrlich in die Ror ziehen kan / also daß man soͤllichen
Zug bym oug nit so eigentlich als es aber die nothurfft erforderet / sehen koͤnnen / So soll man fürhin uff allen Zillstatten uff unserer [fol. 7r]Page break
gnedigen Herren Landtschafft / fürhin die Ror mit dem Probstaͤcken
probieren. Wie es dann uff der Zillstatt der Statt ZürychPlace: auch also
gebrucht wirt.

Es soll ouch ein jeder Schütz so unserer gnedigen Herren Gaab
gewunnen / nit ab der Zillstatt gaan / noch sin Büchß hinweg tragen /
er habe dann zevor dieselbig den jhenigen so darzuͦ verordnet / zebeschouwen und probieren geben / Und wellicher das nit thuͦn wurde /
der soll sin gewunnene Gaab verwürckt haben.

Und zuͦ söllichem probieren soͤllend zweenAmount: 2 uß den Schützen / und
einer von den vorgemelten Drygen / zuͤ der zyt das man einen Schützenmeister unnd die Dryger nimpt / verordnet werden / welliche die
Büchsen obgehoͤrter gstalt beschouwen und probieren soͤllind.


Straaffen über allerley unzuchten / unfuͦgen und derglychen


Welliche mit einanderen stoͤssig wurden / Unnd über das man sy
by der buͦß hiesse schwygen / soͤlliches übersehen und ungehorsam syn /
deren jeder so darwider gehandlet / soll ein SchillingCurrency: 1 shilling zebuͦß geben /
so dick das beschicht.

Wellicher ouch an der Zillstatt / und besonders so Wyn und Brot
da ist / vor den Gsellen mit Koppen oder Furtzen / ald anderer unvernunfft / unfuͦg tribe / der soll offt das beschicht / die Buͦß verfallen
syn / ohn gnad.

Wer den andern hiesse liegen / der soll so dick und vil das beschicht /
ein SchillingCurrency: 1 shilling zebuͦß geben.

Deßglych so einer ungewonlich schwuͤr thete / daß derselb so offt
es beschicht / ein SchillingCurrency: 1 shilling zebuͦß gaͤben / oder / nach luth unserer gnedigen Herren Mandaten den Herd küssen.
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Wellicher ouch zuͦ einem schlacht / er traͤffe in ald nit / der sol einem
Obervogt angezeigt werden / damit derselb ine nach deß Ampts oder
Dorffs bruch und Recht straffen moͤge.

Glycher gstalt so einer ein Taͤgen oder Büchß erzuckte / der soll einnem Obervogt angezeigt / und nach gstalt der sachen gestrafft werden.

Und wellicher der hievor beschribnen bestimpten buͦssen / eine oder
mehr verfalt / der sol sinen Schießzüg hinder die Gsellen leggen / biß
er die Buͦß gantz bezalt hatt / oder der Schützenmeister sol es ime an
dem geordneten Bulfergaͤlt abziehen.

Es soll ouch ein Schützenmeister nützit besonders anfahen noch
anheben / als einiche besondere Ordnung machen / dann mit der Drygern / oder aber gemeiner Gsellen wüssen unnd willen: Doch daß sy
diser hievor geschribnen Ordnungen nützit zewider zemachen gwalt
haben.

Disere hievor beschribnen Ordnungen / soͤllend wahr unnd staͤht
gehalten werden / an einem als an dem andern / ohne geverd. Doch
mehr wolgemelten unseren gnedigen Herren von ZürychPlace: / deßglychen Irer Statt / und Landts Rechten ohn schaͤdlich: Unnd hiemit
Inen vorbehalten / disere unnd andere Ordnungen / allwegen nach
gstalt der sachen / zyten und loͤuffen / Und ye nach dem sy findend / guͦt
und thuͦnlich syn / nach irem gfallen zeenderen und zuͦverbesseren.
Actum den fünfften tag Jenners / Anno M. DC. I.Date of origin: 5.1.1601 ()

Notes

    1. Zu Schützenhaus und Schiessanlage am PlatzPlace: vgl. KdS ZH NA I, S. 77-85.