Die Zehntrechte in HönggPlace: waren geteilt. Ein Teil stand seit spätestens 1188 dem GrossmünsterOrganisation: zu (StAZH C II 1, Nr. 7; Edition: UBZH, Bd. 1, Nr. 346), den anderen Teil erwarb das Kloster WettingenPlace: Organisation: zusammen mit dem Kirchensatz und dem zweiten Meierhof von HönggPlace: , dem Meierhof EnnetwisenPlace: , 1359 von den Herren von SeenOrganisation: (StAAG U.38/0529; Regest: URStAZH, Bd. 1, Nr. 1316). 1365 kaufte das Kloster WettingenPlace: Organisation: den Herren von SeenOrganisation: auch die Vogteirechte über HönggPlace: ab (SSRQ ZH NF II/11 8-1), verpfändete sie aber 1384 an die Stadt ZürichPlace: , wo sie blieben, da das Pfand nicht wieder ausgelöst wurde (SSRQ ZH NF II/11 11-1).

Bereits 1364 war es zu einem ersten Konflikt zwischen WettingenOrganisation: und dem GrossmünsterOrganisation: um die Zehntpflichtigkeit einiger Güter gekommen (StAZH C II 1, Nr. 343; Regest: URStAZH, Bd. 1, Nr. 1643). Am 4. August 1440 schlichteten Bürgermeister Rudolf StüssiPerson: und Werner KambliPerson: , Vogt von HönggPlace: , in einem weiteren Streit zwischen WettingenOrganisation: und dem GrossmünsterstiftOrganisation: , in dem sie sich gegenseitig vorwarfen, sie beziehungsweise ihre damit beauftragten Meier würden den Weinzehnten auch von Gütern einziehen, die nicht zu ihrem Anteil gehörten. Die Situation war allerdings auch kompliziert, da die Güter der beiden Zehntherren «byeinander und undereinander» lägen. Daraufhin wurde im Urteil genau festgehalten, welche Güter dem Meierhof des GrossmünstersOrganisation: in HönggPlace: den Weinzehnten schuldeten; alle in der Urkunde nicht genannten Güter aus dem Kirchspiel HönggPlace: sollten dem Abt und Konvent von WettingenPlace: Organisation: den Zehnt entrichten (StAAG U.38/1017; Abschrift: StAAG AA/3116, fol. 96r-98r; Digitalisat der Abschrift: StAAG AA/3116). Auf diese Ausscheidung von 1440 nimmt die vorliegende Erneuerung in der Einleitung Bezug und sie diente als Vorlage: Die im vorliegenden Stück genannten Vorbesitzer der jeweiligen Güter entsprechen den Namen der Inhaber von 1440. Die Version von 1440 wurde zudem in die Urbare des Stiftsmeierhofs von HönggPlace: aufgenommen, die vermutlich um 1474 angelegt und mit Nachträgen weitergeführt wurden (StAZH G I 1, Nr. 29, fol. 12r-18r; StAZH G I 5, Nr. 13, fol. 12r-18r).

Der Zeitpunkt der vorliegenden Aktualisierung der Ansprüche ist vor dem Hintergrund der Erhebung von Johannes SchnewlyPerson: zum Abt von WettingenPlace: zu sehen. Abt Georg MüllerPerson: sowie die meisten Konventualen von WettingenPlace: waren 1529 unter dem Einfluss des BernerPlace: Reformators Niklaus ManuelPerson: zum neuen Glauben übergetreten, einige blieben jedoch katholisch. Nach der Schlacht von KappelPlace: 1531 flohen die reformierten Konventualen unter dem Druck des Landvogts von BadenPlace: nach ZürichPlace: , worauf eine Rekatholisierung einsetzte. Johannes SchnewlyPerson: wurde von den katholischen Orten als Vorsteher des Klosters eingesetzt und versuchte, die Güter und Finanzen des Klosters in Ordnung zu bringen. SchnewlyPerson: bekleidete zunächst jedoch nur das Amt des Schaffners und verfügte nicht über die Kompetenzen und die Autorität eines Abtes, weshalb er – entgegen dem Kirchenrecht – von der TagsatzungOrganisation: am 10. Februar 1534 zum Abt ernannt wurde. Geweiht wurde er jedoch erst am 7. Mai 1535 (Kottmann/Hämmerle 1996, S. 106-119).

1558 erneuerte das GrossmünsterOrganisation: wiederum das Verzeichnis der zehntpflichtigen Reben, allerdings diesmal, ohne das Kloster WettingenPlace: Organisation: zu involvieren. Eine Notiz in der linken oberen Ecke vermerkt, dass dieses Verzeichnis 1624 noch einmal aktualisiert wurde (StAZH G I 207, Heft 2, fol. 1r-12r). Im 16. Jahrhundert scheint die Zusammenarbeit zwischen dem GrossmünsterOrganisation: und WettingenOrganisation: relativ reibungslos verlaufen zu sein: Die Zehntanteile wurden nicht nur zusammen verliehen, sondern zumindest zeitweise auch vom WettingerPlace: Amtmann eingezogen und dem GrossmünsterOrganisation: weitergeleitet (SSRQ ZH NF II/11 93-1). Dabei scheint es üblich geworden zu sein, dass das GrossmünsterOrganisation: einfach einen Viertel des Gesamtertrags des Zehnten erhielt, während die übrigen drei Viertel dem Kloster WettingenPlace: Organisation: zufielen. Erst 1644 wurde wieder eine grosse Bereinigung der Güter zwischen den beiden Institutionen nötig (StAZH G I 208).