check_box_outline_blank zoom_in zoom_out
SSRQ ZH NF II/11 169-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, by Ariane Huber Hernández and Michael Nadig

Citation: SSRQ ZH NF II/11 169-1

License: CC BY-NC-SA

Inventar der Hinterlassenschaft des Selbstmörders Jakob Vogelsang aus der Gerichtsherrschaft Weiningen, sesshaft in Wollishofen

1767 April 28.

Die Meldung von Selbstmorden an die ZürcherPlace: Obrigkeit durch die Pfarrer war im 18. Jahrhundert vorgeschrieben, wurde jedoch nicht immer konsequent gehandhabt (Schär 1985, S. 39-41). Dem kurz nach dem Selbstmord VogelsangsPerson: verfassten Bericht des Pfarrers von WollishofenPlace: an den Bürgermeister von ZürichPlace: ist zu entnehmen, dass der über Fünfzigjährige sich als Seidenweber in WollishofenPlace: aufgehalten hatte. Man fand den leblosen Körper im Haus von Hans Heinrich HornerPerson: , wo der aus UnterengstrigenPlace: stammende VogelsangPerson: gewohnt hatte. Seine erwachsene Tochter war kürzlich verstorben und mit dem Wegfall ihres Einkommens als Seidenweberin geriet VogelsangPerson: aufgrund hoher Krankheitskosten seiner Frau in finanzielle Not, deren Last er alleine offenbar nicht weiter ertragen konnte (StAZH A 120, Nr. 100). So verzichteten Bürgermeister und beide Räte von ZürichPlace: Organisation: am 2. MaiDate: 2.5.1767 auf eine Konfiskation des im Inventar aufgelisteten bescheidenen Besitzes des Verstorbenen und überliessen ihn stattdessen den Hinterbliebenen zur Deckung der entstandenen Kosten (StAZH B II 936, S. 167-168). Von einer Konfiskation sah die Obrigkeit dann ab, wenn der verstorbenen Person Melancholie nachgewiesen werden konnte (HLS, Selbstmord). Indem der Pfarrer das persönliche Unglück des Mannes schilderte, brachte er offenbar genügend Argumente für eine milde Beurteilung des Falles vor.

Für WollishofenPlace: ist noch ein anderer Fall mit Bericht und Inventar überliefert (StAZH A 120, Nr. 84; StAZH A 120, Nr. 85; Nachweis: Schär 1985, Nr. 303). Weitere Fälle von Selbstmord in der Stadt Zürich und ihrem Herrschaftsgebiet hat Schär 1985, S. 367-378, zusammengetragen.

Edition Text


Beschreibung Jacob Vogel SangenPerson: verlasenschafft, so geschehen
den 28ten aprell 1767Date of origin: 28.4.1767

Erstlich ein decke, 3 küsi, 1 pfulwen und 1 lyn lachen,
ein blauen rock und 1 moden farben [rock]Restored by analogya,
ein schwartze kleidung, rock, kammisol und hoßen,
ein ratimsUncertain readingb kamisol und ein kronrasis,
ein kronrasis und ein blas brust thuCorrection overwritten, replaces: acch, 8 hämpter,
2 wull hüt, 2 paar alt schu, 2 paar schwartz strümpf,
ein auff rächten kasten mit 2 thüren, 1 dito mit einer thür,
all beid tani, 1 ligenden kasten, ein kupfer gelten,
ein mert keße und ein alten haffen,
ein tägen mit samt dem kuppel1, ein stäcken mit
mösch beschlagen.


Von der tochter sälligen

8 röck, 6 schöpli, 10 für schösli, 8 hämpter,
2 paar strümpf, 2 paar schu, 1 stirnen mit silbernen
roßen, 1 boden kappen, 10 zini täller,
ein testament und psalmen buch an ein anderen,
ein zeugnuß.
[p. 2]Page break [p. 3]Page break


Was der ihre fahrnus und huß raht seye

Ein auff gerüst beht mCorrection overwritten, replaces: 2dit 2 an zügen ohne das underbeht,
nur ein an zug.
10 für schösli, 6 röck, 3 schöpli, 8 hämpter, 3 boden
kappen, 2 brüst, 2 par strümpf, 1 paar schu,
ein haffen und 1 pfannen, 1 mert kesi, 3 zini täller,
ein testament und pßalmen buch an ein anderen,
ein zeugnuß.


An bücheren

Ein biblen, sol dem knaben2 gehören, ein predigbuch,
ein kinder biblen, ein bät buch, genant die «himmels leiteren»3,
des herr WyßenPerson: bätbuch4, 2 nacht mahl buchli, 1 psalter.


An gält

12 gl Currency: 12 guilders 20 Currency: 20 shillings , der huß zins und ein glCurrency: 1 guilder vor.


An schulden

Ein halb müt brodt: 0.5 mütt bread herren pfister SchützPerson: auff dem MünsterhoffPlace: ,
ein halb müt brodt: 0.5 mütt dem wirt zu WollishoffenPlace: ,
1 glCurrency: 1 guilder 21 Currency: 21 shillings dem schärrer HußheerPerson: auch all da,
2 glCurrency: 2 guilders dem schumacher ArterPerson: auch allda,
20 Currency: 20 shillings dem tocter WeltiPerson: ihmNotable spelling BondlerPlace: ,
dem herr tocter SchützPerson: , ist der conten unwüßend.
20 Currency: 20 shillings dem Diethelm WeltiPerson: zu LeimbachPlace: für herd öpfel.
[p. 4]Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:]
Inventarium
über die geringe verlaßenschafft des zu WollishoffenPlace:
sich selbst erhenkten Jacob
Vogelsang
Person:
von WeiningenPlace:
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:]
ErkErkanntnis vide sub
2. may 1767Date of origin: 2.5.1767
u munterschreiber manual.5

Notes

  1. Restored by analogy.
  2. Uncertain reading.
  3. Correction overwritten, replaces: a.
  4. Correction overwritten, replaces: 2.
  1. Lederriemen.
  2. Jakob VogelsangPerson: und seine kranke Frau hatten einen noch minderjährigen Sohn (StAZH A 120, Nr. 100).
  3. Es handelt sich dabei wohl um die 1744 in ZürichPlace: erschienene «Geistliche Himmels-Leiter des gläubigen Christen-Volcks» (Digitalisat: ZBZ AWZ 707).
  4. Das Gebetbuch von Felix WyssPerson: gehörte wie auch das weiter oben genannte Zeugnis gemäss der Schulumfrage auf der Zürcher Landschaft von 1771/1772 zu den Lehrmitteln, die an den meisten Orten für den Unterricht eingesetzt wurden; es handelt sich dabei aber nicht um ein für Kinder konzipiertes Buch (Naas 2012, S. 94).
  5. Vgl. den Kommentar.