check_box zoom_in zoom_out
SSRQ ZH NF II/11 109-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, by Ariane Huber Hernández and Michael Nadig

Citation: SSRQ ZH NF II/11 109-1

License: CC BY-NC-SA

Ratsentscheid betreffend die Bettelfuhr von Höngg

1626 November 20.

Bürgermeister Heinrich Holzhalb und der Rat entscheiden im Konflikt zwischen Wipkingen sowie Höngg und Weiningen, dass die Höngger wie früher die marschunfähigen Bettler direkt ins Spital nach Zürich und nicht nur nach Wipkingen führen sollen. Zudem soll der Spitalmeister anordnen, dass die ausgewiesenen Bettler nicht nur nach Höngg, sondern auch in andere Gemeinden gebracht werden.

  • Shelfmark: StArZH VI.WP.A.6.:40
  • Date of origin: 1626 November 20
  • Transmission: Original (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 21.5 × 33.0
  • Language: German
  • Scribe: Unterschreiber der Stadt Zürich

Seit der Reformation folgte der Umgang mit Armen und Bettlern immer mehr zwei Prinzipien: dem Heimatprinzip, demnach die Versorgung der Armen durch ihre jeweilige Heimatgemeinde zu erfolgen hatte, und dem Abschiebeprinzip, demzufolge nicht im eigenen Territorium heimatberechtigte Bettler so bald wie möglich ausgewiesen wurden (vgl. Ebnöther 2013, S. 190-191). In der Folge gab es kontinuierliche Migrationsbewegungen von Bettlern, die sich von den Territorien gegenseitig zugeschoben wurden. Für den Transport von solchen Armen, Kranken und Bettlern, die sich nicht selbst fortbewegen konnten, wurden Bettelfuhren organisiert, bei denen die Bettler mit Pferdewagen von Gemeinde zu Gemeinde transportiert wurden. Die Organisation der Bettelfuhren oblag den Gemeinden. Wie man im vorliegenden Stück sieht, ging es aber nicht nur darum, fremde Bettler auszuführen, sondern auch darum, die anspruchsberechtigten Bettler zum SpitalOrganisation: zu bringen. 1694 wurde die vorliegende Regelung nach Beschwerden sowohl von WipkingenPlace: als auch von HönggPlace: noch einmal bestätigt (StArZH VI.WP.A.8.:69).

Vgl. zum Bettelwesen allgemein HLS, Bettelwesen, zur Entwicklung in ZürichPlace: SSRQ ZH NF I/1/3 125-1; SSRQ ZH NF I/1/3 157-1; SSRQ ZH NF I/1/11 16-1; SSRQ ZH NF I/1/11 27-1; SSRQ ZH NF I/1/11 31-1; zur Bettelfuhr allgemein Dubler 1970, S. 67-73; zur Organisation in AlbisriedenPlace: SSRQ ZH NF II/11 145-1.

Edition Text

Myn gnedig herren, burgermeister unnd rath der statt ZürichPlace: Organisation: , habent sich inn dem spann zwüschent den abgeordneten anwälten der gmeind WipchingenPlace: , eins-, so denne den anwälten der gmeind HönggPlace: und den ußschützen uß dem ambt WyningenPlace: , anderstheils, von wägen der bätelfuͦhr erkhënnt:
Diewyl die von HönggPlace: von alter har schuldig gsyn, die krankenn bätler, die nit mehr gahn mögent, und die innen unden uf hin gefhürt worden, gestrax ohne abladen zuͦ WipchingenPlace: allhar inn den spitalOrganisation: zeführen, angesëhen, es nur ein stundDuration: 1 hour wyt von der statt, unnd mit abladung zuͦ WipchingenPlace: zwifacher kosten ufgienge. Zuͦdem sy, von HönggPlace: , mit hübschen kilchenguͦt gefaßet, dargägen aber die von WipchingenPlace: kein kilchen guͦt nit habent, so sölle es by sölichem alten bruch verblyben, und die von HönggPlace: die bätler, so innen von BadenPlace: und deren ënden naher zuͦgeführt werdent und nit gahn mögent, nit biß gen WipchingenPlace: allein, sonnder daselbst durch gestraks inn spitalOrganisation: alhar führen. Was den kosten betrifft, sölle jeder theil denselben an imme selbs haben und den kilchen deßwëgen nützit ufgerechnet weCorrection overwritten, replaces: oarden.
Hienebent soll mit dem hAbbreviation spitalmeister allhie gredt werden, anordnung zetuͦnd, das die übel mögenden bättler nit nur allein uff die von HönggPlace: , sonnder auch uff andere gmeinden gen RegenstorffPlace: und der ënden, item was gen BadenPlace: begëhrt, auch uff die andere syten der LimmatPlace: , als gen AltstettenPlace: und deren ohrten, gefürt werdint.

ActumIn the original: Act montags, den 20. novembris b–anno 1626.Addition above the line–bDate of origin: 20.11.1626 () PresentibusIn the original: Prnts herren burgermeister HoltzhalbPerson: und beid rethOrganisation: .

Underschryber zuͦ ZürichPlace: scripsitIn the original: sst

[p. 2]Page break [p. 3]Page break [p. 4]Page break
[Dorsal notation on the reverse side:] Von ano 1626 vjCorrected from: xjcDate: November 1626 dHöngerPlace: bättel fuͦr
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:] Urttel von wägen der bätelfur

Notes

  1. Correction overwritten, replaces: o.
  2. Addition above the line.
  3. Corrected from: xj.
  4. Change of hand.