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SSRQ ZH NF II/11 107-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, by Ariane Huber Hernández and Michael Nadig

Citation: SSRQ ZH NF II/11 107-1

License: CC BY-NC-SA

Ordnung des Grossmünsterstifts für den Betrieb der Ziegelhütte in Schwamendingen

ca. 1623 – 1638.

Die Ziegelhütte gehört nicht zu den alten Huben und Haushofstätten von Schwamendingen, weshalb der Ziegler keinen Anspruch auf Holz, Weidgang oder Nutzung der Allmende hat. Die Huber können aber mit Zustimmung des Grossmünsterstifts dies gewähren (1). Der Ziegler darf nur an jenen Orten nach Lehm graben, die ihm vom Keller und Bannwart zugewiesen werden (2). Er soll bei 10 Pfund Busse keinen Holzschlag im Wald aufbrechen und alle Güter geschlossen lassen, um Schäden durch Vieh zu vermeiden. Wenn durch seine Schuld Schäden entstehen, hat er sie zu bezahlen (3). Die Verleihung der Lehmgruben durch das Stift erfolgt gegen einen jährlichen Zins von 6 Pfund, jedoch behält sich das Stift Änderungen an dieser Summe vor (4). Für die von der Zieglerin hinzugekauften Steinbrüche und Gruben ist ein jährlicher Zins von 5 Pfund dem Studentenamt zu entrichten (5). Für die von Ulrich Bräm hinzugekauften Güter sind dem Kelleramt, dem Grossmünsterpfarrer und dem Schenkhof jährliche Zinsen zu entrichten (6). Jeder neue Ziegler soll geloben, die Erbgüter nicht zu teilen, sie gewissenhaft zu bewirtschaften und den Zins zu entrichten (7). Bei der Bürgschaft, die Thomann und Heinrich Hüwiner 1549 für die Güter von Uli Bachmann, genannt Stoffeter, eingegangen sind, soll es unverändert bleiben (8). Der jeweilige Besitzer der Ziegelhütte hat diese Punkte dem Stift zu geloben und zwei Bürgen dafür zu stellen (9).

  • Shelfmark: StAZH G I 7, Nr. 3, S. 1-7
  • Date of origin: ca. 1623 – 1638
  • Transmission: Aufzeichnung
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 21.5 × 33.5
  • Language: German
  • Scribe: Johann Jakob Ulrich, Stiftsverwalter
  • Edition

Die vorliegende Ordnung stammt aus der Hand von Stiftsverwalter Johann Jakob UlrichPerson: (im Amt 1623-1638); ein Dorsualvermerk weist sie auch als «alte und nüwe ordnung des zieglers under herrn verwalter UlrichenPerson: selig» aus. Bereits die Holzordnung für die Huber von SchwamendingenPlace: von 1573 enthält Bestimmungen für das Zieglergewerbe und den Ziegler, sie überschneiden sich aber nur wenig mit den hier edierten Punkten (vgl. SSRQ ZH NF II/11 89-1). Stattdessen scheint UlrichPerson: die Bestimmungen, die er hier zu einer allgemeingültigen Ordnung zusammengetragen hat, den Urteilen mehrerer Konflikte entnommen zu haben. Der Ziegler Rudolph BrämPerson: stritt sich mit dem StiftOrganisation: in der Mitte des 16. Jahrhunderts beispielsweise um die Verleihung der Gerechtigkeit zum Lehmgraben (SSRQ ZH NF II/11 82-1). Einer eigenhändigen Abschrift UlrichsPerson: jener Verleihung (StAZH G I 3, Nr. 113, fol. 1r-v) folgt eine Ordnung, die dem hier edierten Text mit nur leichten Abweichungen in der Satzstellung entspricht. Es handelt sich wohl um den Entwurf dieser Zieglerordnung (StAZH G I 3, Nr. 113, fol. 2r-v). Auf die kompilatorische Arbeit von UlrichPerson: weisen auch die Notizen auf den nachstehenden Seiten des vorliegenden Stücks hin, wo UlrichPerson: Auszüge «uß den actis der herren pflägeren» zu den Holzrechten von HüwinerPerson: sowie zum Verkauf der Ziegelhütte an BrämPerson: (den er jedoch erst auf 1567 statt 1561 datiert, vgl. StAZH G I 22, fol. 91r) notiert hat (StAZH G I 7, Nr. 3, S. 7; G I 7, Nr. 3, S. 7-8).

Edition Text

[p. 3]Page break

a–Nachvolgende ordnung wirt von mynen herren der stifft zum Großen MünsterPlace: Organisation: ZürichPlace: b einem besitzer der ziegelhütten zuͦ SchwamendingenPlace: vorglëßen und thrüwlich c zuͦ dhalten ufferleit e f1Omitted in StAZH G I 3, Nr. 113, fol. 2r-v–a

[1] Die ziegelhütten zuͦ SchwamendingenPlace: sambt ihrem zuͦgehörigen gwerb soll nitt gerëchnet werden under die alten huͦben und huß hoffstatten zuͦ SchwamendingenPlace: , und hatt deßhalb kein rechtsamme noch ansprach weder zum wald und huͦbholz, es sye mitt buw oder brënnholtz, noch zum weydgang noch zuͦ andrem gmeindwerch und nutzung, es sye dann, daß solches von den yngeseßnen huͦberen und wahren gemeindsgnoßen uß gnaden ihnen zuͦ zimlicher notturfft erlaubt werde, und doch alles mitt vorwüßen und verwillgen unserer herren am stifftOrganisation: , als denen dißer gantze berg und wald eigenthumblich zuͦ versprëchen stadt.

[2] Demnach welcher je zun zytten die obgedachte ziegelhütten daselbst bewohnet und bewirbt, der hatt kein fryheit noch gewalt, den leym hin und har im wald nach synem gefallen zegraben, [p. 4]Page breaksonder der stifft kellnhoffer und banwart, als geschworne, söllend imm jederzytt zeygen, wo zuͦ dem aller unschädlichesten zegraben sye, damitt der holtzgrund destominder geschënnt und, wann holtz daselbst lege, mitt nutz von dannen gethon werde. Sonderlich soll er in keinem jungen hauw nüzit graben, sonder alein wo altt holtz stadt.

[3] Er soll auch kein houw uffbrëchen, bi der buͦß x Currency: 10 lb , sonder alle guͤtter beschloßen laßen, wo er uß und ynfahrt, damitt kein schad vom vëch, sonderlich von schwynen, bescheche. Wo fehr aber einicher schad durch syn schuld und versumnuß bescheche, soll er denselben abtragen und büeßen. Ob er auch selbst schaden thuͦn wurde mitt holtz umbgraben oder houwen oder hinweg fhuͤren, soll er nach unsrer gnAbbreviation herren erkandtnuß2 gebuͤßt werden.

[4] Und wiewol unßer herren vom stifftOrganisation: von ettlichen jahren hër die leym- und hërdgruͦben järlichRepeated duration: 1 year umb vi Currency: 6 lb gelltts zinß dem ziegler verlichen hand, damitt er in ansëchen deß geringen zinßes der buͦrsamme als deß stiffts zinßlütten die ziegel, so sy deren mangelbar, auch desto umb einen ringeren pfennig werden laße, so wöllend doch unsrer herren ihre hand deß järlichenRepeated duration: 1 year leymzinßes halben offen [p. 5]Page breakhaben und alle jahrRepeated duration: 1 year deß zinßes halb handlen, nach dem der ziegler sich schädlich oder unschädlich haltet.

[5] Was den steinbruch und die gruͦben antrifft, in dem acker oberthalb der ziegelhütten gelegen, so die zieglerin nechst verschinner jahren uß sanctIn the original: s NiclaußPerson: oder der kilchen hub guͤtteren, mitt verwillgung und ordenlicher verttigung unsrer herren, zum ziegel gwërb erkaufft hatt und dorab järlich v Currency: 5 lb uff sanctIn the original: s GallenPerson: tagDate: 16. October in das studenten ambtOrganisation: verzinßet, lassends unser herren bi deßwegen uffgrichter und verbrieffeter verkomnuß verblyben.3

[6] Und als vor ettlichen jahren Uͦrich BrämPerson: , der ziegler, zuͦ syner hußhaltung kaufft hatt ein sonderbare halbeAmount: 0.5 schuͦppoß, deß WagnersPerson: oder GüllersPerson: guͤttli genant, so vom stifftOrganisation: auch ein ehrblächen ist, mitt allen denen zuͦghörigen stucken und guͤtteren an acheren und wißen, wie dieselben in deß këllerambtsOrganisation: urbar verzeichnet sind, dorab der ziegler järlichRepeated duration: 1 year zinßet:

An kernen j vVolume: 1 quarter spelt ij fierligVolume: 2 quarters spelt ins kelleramtIn the original: kelleraOrganisation:

An haber j müttVolume: 1 mütt oat iij vVolume: 3 quarters oat dem herren pfarrer zum GroßenmünsterPlace: an syn freecht.

An gëlltt iiij Currency: 4 shillings ins keller ambtOrganisation: und 6 Currency: 6 shillings in deß schenkhoffs ambtOrganisation: .

[p. 6]Page break

[7] Also soll ein jeder nüwer ziegler unseren herren nach ferttigungs recht anloben, obgedachte der stifftOrganisation: ehrbguͤtter unzerstuckt und unverändert in zyttlichen ehren und büwen zehalten und zelaßen, auch den järlichenRepeated duration: 1 year bodenzinß mitt guͦtter wërschafft thrüwlich abzerichten.

[8] Und dann, wie ThommanPerson: und Heinrich HüwinerPerson: , die ziegler, anno 1549Date: 1549 sich für Uͦli Bachman, genant StoffeterPerson: , zur nachwärschafft für allen abgang der guͤtteren, so zuͤ deß AttingersPerson: huͦb, usherthalb der LetziPlace: gelegen, gehörendAddition on the left margin by insertion markg, mitt huß, hoffstatt, boumgartten, hanffpündten, ziegelhütten, geschirr und gewerb, mitt aller zuͦghört, sambt und sonders, umb ij malter haberVolume: 2 malter oat järlichnRepeated duration: 1 year zinß in das studenten ambtOrganisation: , über khurtz oder lang zuͦversicherenAddition on the left margin by insertion markh under mAbbreviation Hans WäbersPerson: , deß raths und domaln geweßnen obervogt zuͦ SchwamendingenPlace: , ynsigel verschriben habend, also laßends myn herren bi denselben uffgerichten brieff und sigel, auch bi deß studenten ambtsOrganisation: urbar, unverändert verblyben.

[9] Und umb obgedachte puncten soll ein jeder besitzer der ziegelhütten zuͦ SchwamendingenPlace: unsren herren, den verwalteren und pflägeren [p. 7]Page break der stifft zum GroßenmünsterPlace: Organisation: , als den ordenlichen lëchen- und grundherren, mitt mund und hand anloben, auch zuͦ mehrer versicherung zweenAmount: 2 ehrliche habliche bürgen stellen.

[p. 1]Page break
[Dorsal notation on the cover:] Alte und nüwe ordnung des zieglers under hAbbreviation verwalterIn the original: verw UlrichenPerson: seligIn the original: s

Notes

  1. Omitted in StAZH G I 3, Nr. 113, fol. 2r-v.
  2. Addition above the line in a later hand: wie sich.
  3. Addition above the line in a later hand: sich.
  4. Addition inline in a later hand: fer.
  5. Addition inline in a later hand: worden.
  6. Addition inline in a later hand: habe.
  7. Addition on the left margin by insertion mark.
  8. Addition on the left margin by insertion mark.
  1. Die Hinzufügungen stammen von Hans Jakob FriesPerson: (im Amt 1638-1656), der den Titel für die Abschrift in sein Stiftsprotokoll (StAZH G I 32, S. 756-759) umformuliert hat zu «ordnung myner herren der stifft, was gestalten ein besytzer der ziegelhütten zuͦ SchwamendingenPlace: sich daselbst zuͦ verhalten hat».
  2. Gemeint ist wohl das Ratsurteil vom 7. Januar 1545, vgl. StAZH G I 2, Nr. 29; StArZH VI.SW.A.1.:13.
  3. Der Entwurf in StAZH G I 3, Nr. 113, fol. 2r-v endet hier.