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SSRQ ZH NF II/11 103-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, by Ariane Huber Hernández and Michael Nadig

Citation: SSRQ ZH NF II/11 103-1

License: CC BY-NC-SA

Bewilligung des Rats von Zürich zum Abhalten von Abendmahl, Taufen und Eheschliessungen in der Kirche Wipkingen auf Begehren der Gemeinde

1604 November 24.

Bürgermeister und Rat von Zürich hatten der Gemeinde Wipkingen vor einigen Jahren erlaubt, ihre Kirche wieder aufzubauen und einen eigenen Friedhof einzurichten. Die Gemeinde bittet nun darum, auch das Abendmahl, Taufen und Eheschliessungen darin abhalten zu dürfen, weil sie viele schlecht bekleidete Leute hätten und die anderen Kirchen gerade an hohen Festtagen sehr voll seien, so dass sie vor den Türen sitzen müssten und Kälte und Wetter ausgesetzt seien. Bürgermeister und Rat erlauben der Gemeinde Wipkingen, Abendmahl, Taufen und Eheschliessungen bei sich in der Kirche abzuhalten, sie muss aber die Kosten selbst tragen.

  • Shelfmark: StArZH VI.WP.A.6.:34
  • Date of origin: 1604 November 24
  • Transmission: Original (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 21.5 × 33.0
  • Language: German
  • Scribe: Unterschreiber der Stadt Zürich

Die Kapelle in WipkingenPlace: war 1523 nach einem Bildersturm geschlossen worden. 1601 wurde die Kapelle wieder hergerichtet und der ZürcherPlace: RatOrganisation: bewilligte einen eigenen Pfarrer sowie die Einrichtung eines Friedhofs (vgl. StAZH B II 278, fol. 26v-27r). 1604 bat die Gemeinde WipkingenPlace: Organisation: darum, auch das Abendmahl, Taufen und Eheschliessungen in ihrer Kapelle abhalten zu dürfen, was der Rat ihnen mit der vorliegenden Entscheidung zugestand. Im Dezember 1604 wurde daher ein eigenes Tauf- und Ehebuch angelegt (StArZH VIII.C.89.). WipkingenPlace: blieb jedoch eine Filiale des GrossmünstersOrganisation: . Erst 1865 wurde WipkingenPlace: eine selbstständige Kirchgemeinde (vgl. Nüscheler 1864-1873, S. 402; zum Bildersturm Egli, Actensammlung, Nr. 423, S. 167).

Edition Text

Als dann myn gnedig herren, burgermeister unnd rath der statt ZürichPlace: Organisation: , den iren einer gmeind zuͦ WipkingenPlace: uff ir anhalten hin vor etwas jaren bewilliget, das sy das abgangen kilchli zuͦ WipkingenPlace: witerumb uffbuwen unnd rüsten lassen mögint. Da dann ein predicant inen die zythar alle sontagRepeated duration: 1 week unnd zinstagRepeated duration: 3 weeks1 alda geprediget unnd das heillige göttliche wort verkhünt, mann auch die abgestorbnen alda begraben. Unnd diewyl aber sy bißharo zuͦ den hochen festen zum heiligen nachtmaal unnsers herren Jesu ChristiPerson: alher inn die statt gangen, man auch ire kinder alhie zum GroßenmünsterPlace: (dahin sy von alterhar gedient) gethaufft, ouch ire bezogne eeen alda nach christenlichem bruch ingesegnet, habent sy wolgenant myn gnedig herren gantz underthenig gebëtten, sidtmaaln sy vil alte wie ouch junge lüth habint, die nit bim besten bekleidt, ouch am winterDuration: winter kelte unnd sontst ungwiters unnd annderer sachen halb, unnd inn sonderheit an hochen fästtagen, da alle kilchen alhie eben vol unnd wolbesetzt sygen, unnd sy niemandt gern uß iren orten tryben wellind unnd ouch unkhommlich syge, vor der thüren an der kelte unnd wäter zesitzen, ob wolgedacht myn gnedig herren welten inen uß gnaaden vergohnen, das sy nit allein die beide sacrament, das heilige nachtmaal unnd heiligen thouff, inn diser irer kilchen (darzuͦ ir herr predicant guͦtwilig syge) inn irem costen bruchen, sonder ouch die by inen bezognen eeen insegnen laßin mögint, deß erbietens, so syAddition above the linea sölliche gnad erlangen möchten, das sy ein sölliches jederzyth ußerst ires vermögens nebent schuldiger pflicht verdienen wellint.

[p. 2]Page break

Nach dem nun wolgedacht myn gnedig herren diser gmeind WipkingenOrganisation: begeren nit unnzimlich befunden unnd gstaltsamme der sachen, ouch deß orts betrachtet, habent sy inen hiemit uß gnademCorrected from: gnadenb irem begeren gewillfharet unnd inen vergandtNotable spelling, das sy (doch uff iren eignen costen) fürohin nebent der gewonlichen predig deß heiligen göttlichen worts unnd übung deß catechismiFont change oder kinderberichts die heiligen sacrament, wie ouch die innsegungenCorrected from: innsegnungenc der eeen, inn irer kilchen (wie sich gebürt) gebruchen unnd haben mögint.

Actum sambßtags, den 24.t novembris anno 1604Date of origin: 24.11.1604 (), presentibusIn the original: pnt herr burgermeister GroßmanPerson: unnd beid rethOrganisation: .

Underschryber zuͦ ZürichPlace: scripsitIn the original: sst

[p. 4]Page break
[Dorsal notation on the reverse side:] Erkhandtnuß der gmeind WipkingenOrganisation: von wegen der heiligen sacramenten und insegnen der eeen inn irer kilchen
[Dorsal notation on the reverse side:] Diß enthelt von der kirch aufbuung

Notes

  1. Addition above the line.
  2. Corrected from: gnaden.
  3. Corrected from: innsegnungen.
  1. Dienstag war der Tag des Wochengottesdienstes sowie ein beliebter Tag für Eheschliessungen (Idiotikon, Bd. 12, Sp. 1064-1065).